Protokollieren ist eine koloniale Praxis. Protokolle zeichnen Vorgänge auf und schreiben Regeln vor. Tilo Frey war eine Expertin des Protokolls. Als Stenografin, als Sekretärin, als Direktorin einer Mädchenschule – und als Politikerin.
Tilo Frey wurde bei der Einführung des Frauenstimmrechts 1971 in den Nationalrat gewählt. Tilo Frey war Schwarz. Als solche wurde sie in den 1970er Jahren in den Schweizer Medien s/exotisiert. Heute ist sie im kollektiven Gedächtnis weitgehend vergessen.
«Protokolle Tilo Frey» ist eine experimentelle Performancearbeit, die den Spuren von Tilo Frey als einem Zusammenhang von Protokollieren und Vergessen nachgeht. Sie ist von der Lizentiatsarbeit und Gesprächen mit Jovita dos Santos Pinto inspiriert.
«Protokolle Tilo Frey» besteht aus zwei Teilen: Einem «colonial Walk» im öffentlichen Stadtraum und einer Performance im leeren Theaterraum.
«colonial Walk» ist ein performativer Gang durch die Stadt zu den Themen Kolonialismus und Rassismus.
Zum ersten Mal hat der «colonial Walk» im Herbst 2020 in Zürich stattgefunden. Ausgangspunkt war die Blackbox – ein performativer Black*BIPOC/s space in der Mitte der Stadt. Im Juli 2021 fanden weitere Aufführungen statt.
In Bern und Winterthur hat Experi Theater «colonial Walks» im Zusammenhang der Performancearbeit «Protokolle Tilo Frey» entwickelt. Geplant waren zudem «colonial Walks» in Neuchâtel und St. Gallen, die bis jetzt noch nicht umgesetzt werden konnten.
Die Materialien aller «colonial Walks» sind im Archiv der Blackbox einsehbar.
Die Performance «Protokolle Tilo Frey» wurde im März 2021 im Nordflügel des Theaterhauses Gessnerallee erarbeitet. Aufgrund der Covid-19-Massnahmen mussten die Aufführungen zunächst abgesagt werden, konnten aber im Juli 2021 nachgeholt werden.
Von April bis Juli 2021 tourte «Protokolle Tilo Frey» nach Bern, Regensdorf und Neuchâtel. Die Aufführungen in Winterthur, Thalwil und St. Gallen wurden wegen Covid-19-Massnahmen abgesagt.
Die Archiv- und Textmaterialien der Performance «Protokolle Tilo Frey» sind im Archiv der Blackbox einsehbar.
Bharathi M. Franaszek, Beren Tuna, Mbene Mbunga Mwambene, Antonin Rohdich, Jördis Wölk, Andrea Kirchhofer, P. Vijayashanthan, Meret Mache, Marie Drath, Tara Lasrado, Kamran Behrouz (Kostüm «colonial Walk» Zürich), Antoinette Mendy
Expert*innen:
Izabel Barros, Hans Fässler, Miguel Garcia, Reem Kadhum, Mira Koch, Monique Ligtenberg, Jovita dos Santos Pinto
Koproduziert mit Theaterhaus Gessneralle Zürich & Schlachthaus Theater Bern
Unterstützt durch Stadt Zürich Kultur, Kanton Zürich Fachstelle Kultur, Migros Kulturprozent, Fondation Nestlé pour l'Art, Pro Helvetia
Theaterhaus Gessnerallee Zürich
19. September 2020, 15:30 Uhr «colonial Walk»
26. September 2020, 17 Uhr «colonial Walk»
3. Oktober 2020, 17 Uhr «colonial Walk»
7. / 14. November 2020, 17 Uhr «colonial Walk»
Theaterhaus Gessnerallee Zürich
10. / 11. / 12. / 13. März 2021, 17 Uhr «colonial Walk» & 20 Uhr Performance – ABGESAGT
Aglophon Regensdorf
7. / 8. April 2021, 20 Uhr Performance – ABGESAGT
Kulturraum Thalwil
17. April 2021, 20 Uhr Performance – ABGESAGT
Schlachhaus Theater Bern
29. / 30. April 2021, 17 Uhr «colonial Walk» & 20 Uhr Performance
2. Mai 2021, 17 Uhr «colonial Walk» & 19 Uhr Performance
Theater am Gleis Winterthur
28. / 29. Mai 2021, «colonial Walk» & Performance – ABGESAGT
Aglophon Regensdorf (Ersatztermine)
24. / 25. Juni 2021, 20 Uhr Performance
Théâtre du Concert Neuchâtel
2. / 3. Juli 2021, 20 Uhr Performance
«colonial Walk» – ABGESAGT
Theaterhaus Gessnerallee Zürich (Ersatztermine)
8. / 9. / 10. / 11. Juli 2021, 17 Uhr «colonial Walk» & 20 Uhr Performance